21.05.2017 Pfr. Lindner: Konfirmation

Predigt zur Konfirmation am 21. Mai 2017 mit Pfr. Gottfried Lindner

Lesung: 1. Thessalonicher 1,2-4

Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Thessaloniki, die er gegründet hat:

Wir danken Gott für euch und denken an euch in unseren Gebeten. 
Gerne erinnern wir uns an die tolle Gemeinschaft mit euch und an euren Glauben an Jesus Christus, der in dieser Zeit gewachsen ist. Wir denken auch an eure auf­opferungsvolle Liebe und daran, wie ihr von einer festen Hoffnung getragen werdet.

Predigt: Einzigartigkeit Jesu

Liebe Konfirmanden, eure Konfirmation heute ist für mich ein etwas wehmütiger Tag. Wir waren jetzt über 10 Monate zusammen, haben viel Schönes erlebt und auch einige Probleme bewältigt. Wir hatten gute Gemeinschaft, wie haben zusammen gebetet und viel über den Glauben an Jesus Christus gesprochen.

Doch nun ist diese besondere Zeit vorbei. Und ich muss euch wieder loslassen.

So erging es auch dem Apostel Paulus mit seiner Gemeinde in Thessaloniki in Griechenland. Er hat ihnen die gute Nachricht von Jesus Christus gebracht. Nach einiger Zeit musste er weiterziehen und sich verabschieden.

Doch er blieb weiter mit ihnen verbunden und hat für sie gebetet und Gott für sie gedankt.

Das werde ich auch tun, ich danke für euch – jeder von euch ist ein besonderer und einzigartiger Mensch und ich werde auch für euch beten. Ab heute dürft ihr mich duzen. Als euer Konfirmator bleibe ich euer Freund und Begleiter. Immer, wenn ihr mich braucht bin ich für euch da.

Der Apostel Paulus dankt nun auch für den Glauben und die Hoffnung, seiner Thessalonicher.

Wie ist das mit euch? Wie es wirklich mit eurem christlichen Glauben steht und wie fest euch eine tiefe Hoffnung trägt, das wird sich erst in Zukunft zeigen.

Ich habe versucht, zusammen mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, euch den Glauben an Jesus Christus wichtig und wertvoll zu machen. Und ich habe schon den Eindruck, dass etwas bei euch gewachsen ist und ihr fester im Glauben steht als vorher.

Als Pfarrer habe ich ja viele Jahre Theologie studiert und mich dabei auch mit vielen anderen Formen des Glaubens und auch des Nichtglaubens beschäftigt. Auch die großen Weltreligionen habe ich intensiv studiert. Gerne bin ich auch immer wieder im Gespräch mit Anhängern von anderen Religionen.

Dabei wird mir immer deutlich, dass wir von allen Religionen etwas lernen können. Deshalb finde ich den Dialog mit den anderen Religionen wichtig und sinnvoll. Auch Gespräche mit Menschen, die Religion und Glaube ablehnen, finde ich immer interessant und bereichernd.

Und doch bin ich sehr dankbar, dass ich Christ bin. Auch wenn ich manches an anderen Religionen zu schätzen gelernt haben, so ist mir mein Christsein doch am wertvollsten. Mein Glaube an Jesus Christus, das ist mir ein besonderer Schatz, den ich nicht mehr missen und auch nicht eintauschen möchte.

Und das wünsche ich mir, wenn ihr heute Ja sagt zum christlichen Glauben, dass ihr dankbar seid, vielleicht auch etwas stolz, dass ihr Christen sein dürft und Jesus Christus kennen gelernt habt. Vielleicht könnt ihr das Geschenk des christlichen Glaubens heute noch nicht ganz erfassen. Doch ich wünsche euch, dass es euch immer wertvoller wird.

Ich will euch auch erzählen, was mir am christlichen Glauben besonders wertvoll ist.

Es ist vor allen die Person von Jesus Christus. Er hat faszinierende Sachen gesagt und unvergleichliche Gleichnisse und Bilder von Gott erzählt, die bis heute einzigartig sind.

Doch das, was ich besonders an ihn schätze, ist, wie er gelebt hat, ja wie er seinen Glauben im Alltag umgesetzt hat.

Toll finde ich seine Natürlichkeit, mit allen Menschen gleich umzugehen. Er nahm die Kinder auf den Arm und hat sie an sein Herz gedrückt. Er hatte auch keine Berührungsängste mit den Kranken und Behinderten. So half er den Aussätzigen, den Blinden, den Gehbehinderten.

Auch um die Outsider und sogenannten Asozialen seiner Zeit hat er sich gekümmert. Er war vor allen kein Moralapostel, der ständig seinen Finger gegen die Sünder erhob. Nein, das war er nicht. Eigentlich war er sich für nichts zu schade. Jeder Mitmensch war für ihn ein besonderes Geschenk Gottes.

Was mir noch sympathisch ist: er war kein Asket oder Kostverächter. Gerne hat er auch mal gut gegessen oder einen Wein getrunken. Er feierte mit den Menschen mit und freute sich daran. Er zog sich nicht zurück aus seiner Gesellschaft.

Er hatte einen ganz festen Glauben zum Vater im Himmel. Sein Glaube war natürlich und selbstverständlich. So war er auch unterwegs als Mensch.

Was er jedoch nicht mochte, war eine halbseidene Frömmigkeit, die sich nur nach außen zeigt und nicht von Herzen kommt. Hier fand er öfters recht kritische Worte. Wie z.B. wenn Du betest, dann prahle damit nicht öffentlich, sondern ziehe dich zurück in die Stille. Oder: Sage nur das, was du wirklich meinst, sonst halte lieber deinen Mund.

Immer wenn es um Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit und Wahrheit ging, da stand er auf und konnte den Leuten schon mal kräftig ins Gewissen reden. Oder einfach die Verkaufstische im Tempel umstoßen, die nicht an diesen Ort des Gebets gehörten.

Doch alle Gewalt war für ihn tabu. „Wenn dir jemand auf die eine Wange schlägt, dann halte auch die andere hin.“ Das hat er nicht nur gepredigt, sondern gelebt.

Ja, er ging noch weiter mit dieser Haltung: „Liebet eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen. Betet für die Menschen und segnet sie, die euch Böses tun.“ Auch das hat er voll gelebt. Als er geschunden und geschlagen am Kreuz hing, da hat er für seine Schänder gebetet: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

Gerade diese Gesinnung von Jesus brauchen wir heute in einer so unruhigen und gewaltbereiten Zeit, die uns Angst macht.

2000 Jahre ist es her, dass er gelebt hat. Doch bis heute hat meines Erachtens keiner überzeugender und authentischer den Glauben gelebt wie er.

Wir Christen glauben, dass er Gottes Sohn ist, dass er für uns starb. Ja, dass er alles, was uns von Gott trennt, getragen und uns weggenommen hat. Wir glauben, dass er auferstanden ist, damit wir eine Hoffnung haben, wenn wir einmal sterben.

Für mich ist Jesus also ein Vorbild. Aber er ist viel mehr. Ich glaube, dass er der Sohn Gottes ist. Und weil er Gottes Sohn ist, kann er mich heute begleiten und nicht nur mich, sondern alle, die seine Begleitung wünschen. Das hat er versprochen, als er diese Welt verließ: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“

Diese unsichtbare Begleitung von ihm ist mir ungemein wertvoll. Ich glaube daran und spüre dadurch eine innere Geborgenheit, die ich sonst nirgends finde.

Doch er schenkt uns nicht nur seine Geborgenheit und begleitet uns, sondern er gibt uns auch seine Kraft, damit wir wie er leben können, damit wir wie er lieben können, damit wir wie er vergeben können.

Das wünsche ich Euch, meine lieben Konfirmanden, dass dieser Schatz, diese tiefe innere Geborgenheit mit Jesus Christus euer Leben begleiten und segnen darf. Amen.