24.04.2016 Pfr. Lindner: Konfirmation

1. Petrus 2,3-4

Ihr habt doch schon gekostet, wie gütig Jesus Christus, der Auferstandene, ist. Kommt zu ihm! Er ist der lebendige Stein, den die Menschen als unbrauchbar weggeworfen haben; aber bei Gott ist er ausgesucht und wertvoll. Er hat ihn zum Eckstein gemacht, der alles zusammenhält.

Lasst euch selbst als lebendige Steine zu einem geistigen Haus erbauen, zu einer Jüngerschaft, die zu Gott gehört und mit Jesus Christus verbunden ist. 

Macht darum Schluss mit allem, was unrecht ist! Hört auf zu lügen und euch zu verstellen, andere zu beneiden oder schlecht über sie zu reden.

 

Lebendige Steine

Liebe Konfis,

fast ein Jahr waren wir zusammen, haben vieles erlebt und haben uns vor allem auf diesen großen Tag vorbereitet, eure Konfirmation.

Wenn ich die Predigt für die Konfirmation vorbereite, suche ich nach einem Stichwort, das zu euch passt. Mir ist spontan das Wort „Lebendigkeit“ eingefallen – innere und äußere Lebendigkeit.

 

Lebendigkeit der Konfirmanden

Die äußerlich Lebendigsten von euch sind wohl Benjamin und Jakob. Beide sind Sportler, so kleine Profis, und auch im Unterricht habe ich gespürt, was für eine Kraft und Dynamik in euch steckt.

Laura wirkt äußerlich ganz ruhig, doch dann kommt sie mit ihrem Rennrad an, und wenn sie am Klavier sitzt, verzaubert sie ihre Zuhörer.

Marvin erlebt die Lebendigkeit in seiner Familie – bei den vielen Geschwistern und Halbgeschwistern ist immer etwas los. Er als der Große ist da besonders gefordert.

Leon wirkt leicht verträumt, doch wenn man seine bisherige Lebensgeschichte hört – da könnte er schon ein kleines Buch schreiben, was er schon erlebt und mitgemacht hat.

Auch Nicolas lebt gerne in anderen Welten. Wenn es allerdings darum geht, etwas auswendig zu lernen, dann ist er voll da und überrascht mit seinem vorzüglichen Gedächtnis.

Katharina wirkt auch ruhig und besonnen. Doch wenn es zu laut wird oder Unordnung entsteht, dann kann sie energisch für Ruhe und Ordnung sorgen.

Unser Zwillingspaar Luisa und Robin wirken harmonisch, doch auch sie haben es in sich; Luisa kann wunderbar singen und Robin ist eine Quelle von vielen Ideen und Gedanken.

Milena und Luisa Hofmann wirken still und ausgeglichen. Doch auch sie darf man auf keinen Fall unterschätzen. Milena beobachtet alles ganz genau und hat ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden. Dazu kann sie toll fotografieren und hat für jedes Objekt den richtigen Blick.

Luisa bläst wunderbar die Trompete und ist für unseren Posaunenchor eine tolle Bereicherung.

 

Jesus, der lebendige Stein

Liebe Gemeinde, Sie sehen: unsere Konfirmanden sind voller Leben und Lebendigkeit.

Ich habe nun in der Bibel nachgeforscht, wo dort etwas zur Lebendigkeit steht. Ich bin fündig geworden. Und zwar spricht die Bibel von lebendigen Steinen.

Ich habe euch mal einen Stein mitgebracht. Ist der lebendig? Kann man den irgendwie lebendig machen? Da ist nichts zu machen. Auch wenn man ihn ins Feuer wirft. Dort wird er vielleicht heiß oder glüht sogar, aber lebendig wird er nicht.

Ein lebendiger Stein, das ist eigentlich ein Widerspruch in sich selbst. Einen lebendigen Stein gibt es in der Natur nicht. Ein Stein ist eben nicht lebendig. Dafür ist er so etwas wie ewig. Steine vergehen nicht, sie überdauern die Zeiten. Steine werden Jahrtausende alt.

Der lebendige Stein ist also ein Bild für etwas Einzigartiges, für das Wunder aller Wunder. Einen Stein lebendig machen – das kann niemand. Das kann nur Gott. Und Gott hat es getan. Er hat dem toten Jesus neues Leben geschenkt. Deshalb nennt die Bibel ihn einen lebendigen Stein. Gott hat mit Jesus Christus etwas getan, was es vorher nicht gab und was es auch nicht mehr geben wird, solange diese Welt besteht.

Jesus war tot wie ein Stein. Niemand hätte sein Leben zurückholen können. Doch Gott hat dieses Wunder vollbracht. Er hat Jesus zum lebendigen Stein gemacht.

An diesen lebendigen Stein Jesus Christus glauben wir als Christen. Wir glauben an dieses Wunder. Wir glauben, dass Gott bei Jesus so etwas Undenkbares und Unvorstellbares vollbracht hat. Er hat ihn aus dem Tod ins ewige Leben geholt.

Zu diesem Jesus bekennt ihr euch heute, wenn ihr dann das Glaubensbekenntnis sprecht: Ich glaube an Jesus Christus: gekreuzigt, gestorben, begraben, am dritten Tage auferstanden. Er sitzt zur Rechten Gottes.

Ich will euch das nur bewusst machen. Ihr glaubt da an etwas, was es eigentlich nicht gibt. Und wenn andere sagen: Ihr spinnt, wenn ihr das glaubt, dann haben sie nicht so ganz unrecht. Denn das ist nicht so leicht und einfach zu glauben. Das ist eine Herausforderung, und es ist eine Entscheidung!

Wir glauben allerdings nicht, weil wir hirnvernagelt sind. Wir glauben, weil wir diesen Jesus Christus in unserem Leben erfahren können. Er lebt und sucht eine Beziehung zu uns.

 

Meine Verbindung zu Jesus, dem lebendigen Stein

Über diese Beziehung zu Jesus Christus und Gott haben wir in der Konfizeit immer wieder gesprochen. Wir haben an dieser Beziehung gearbeitet. Viel haben wir miteinander gebetet.

Ihr wisst nun, dass diese Beziehung zu Jesus Christus keine Beziehung wie zu allen anderen Menschen ist. Es ist eine Glaubensbeziehung. Sie steht und fällt mit unserem Glauben. Es ist auch nicht so, dass Gott direkt zu uns spricht oder sofort unsre Gebete beantwortet. Er segnet und begleitet unsichtbar unser Leben. Oft spüren wir das erst im Nachhinein.

 

Wir dürfen lebendige Steine sein

Unser Bibelwort macht uns nun Mut und sagt: Ihr sollt auch – so wie Jesus – lebendige Steine sein in eurer Welt. Wenn wir diese Beziehung zu Jesus finden, dann schenkt er uns seine Kraft und wir können so handeln und leben, wie er es getan hat. Vor allem haben wir eine Hoffnung, die uns unser Glaube schenkt. Wir können glauben, dass wir auch auferstehen werden, so wie Jesus. Der Tod kann uns nicht festhalten, denn wir gehören ja zu Jesus Christus und sein Ziel ist es, uns zu lebendigen Steinen zu machen: Menschen, die durch ihren Glauben die Ewigkeit in sich tragen.

Martin Luther hat da ein sehr schönes Bild verwendet. Er sprach von der sichtbaren Kirche und der unsichtbare Kirche. Mit der sichtbaren, da meint er das Kirchengebäude aus Stein, die Pfarrer und die Institution.

Mit der unsichtbaren Kirche, da meint er alle Menschen, die an diesen Jesus Christus glauben. Die mit dieser Hoffnung leben, dass sie mit Jesus Christus auferstehen.

Und diese unsichtbare Kirche besteht aus vielen, vielen lebendigen Steinen. Mit jedem Christen wird die unsichtbare Kirche Jesu gebaut. Dabei wird Jesus der Eckstein genannt. Er ist der tragende Stein, der alles zusammenhält. Von ihm geht alles aus und ohne ihn gäbe es diese Kirche nicht.

Durch eure Konfirmation werdet ihr jetzt ein Baustein dieser unsichtbaren christlichen Kirche, die die ganze Welt umspannt. Ihr werdet jetzt eingefügt, als lebendige Steine. Jesus Christus braucht euch. Er braucht eure Gaben und eure Lebendigkeit. Er will euch begleiten, er will, dass eure Fähigkeiten entfaltet werden und ihr gesegnet werdet.

Das klingt vielleicht so leicht. Doch es ist auch so schwer.

Denn es gibt so viele Zweifel in uns. Ihr dürft immer wieder neu den Eckstein Jesus Christus suchen und ihn bitten: schenke mir Glauben, und ihr werdet spüren, dass ihr glauben könnt.

Seid und bleibt lebendige Steine, die mit Jesus Christus leben und sich von ihm segnen lassen.

 

Amen.