29.05.2011 Pfr. Lindner: Konfirmation

Thema: glücklich sein


1. Lesung

Worte von Jesus aus der Bergpredigt (Matthäus 5)

Wirklich glücklich sind die, die sich arm fühlen vor Gott, denn er will sie reich machen.
Wirklich glücklich sind die, die erkannt haben: ohne Gott bin ich schwach und hilflos, denn Gott macht sie stark und schenkt ihnen Geborgenheit.
Wirklich glücklich sind die, die nicht alles gleich haben wollen, sondern geduldig auf Gott hoffen - ihnen wird die Erde gehören.
Wirklich glücklich sind, die Leid tragen und Gott suchen, denn sie sollen von ihm getröstet werden.
Wirklich glücklich sind, die mit ihren Mitmenschen barmherzig umgehen, denn sie werden die Barmherzigkeit Gottes erleben.
Wirklich glücklich sind, die sich für Frieden einsetzen, wo Streit herrscht, denn Gott wird sie seine Kinder nennen.

2. Predigt

Heute ist für euch ein Glückstag, liebe Konfirmandinnen, liebe Konfirmanden, eine Glücktag auf zwei ganz unterschiedlichen Ebenen.
Zunächst tut ihr das, was Jesus Glück bezeichnet. Ihr habt es vorhin gehört: "Wirklich glücklich sind die, die erkannt haben: ohne Gott bin ich schwach und hilflos, denn Gott macht sie stark und schenkt ihnen Geborgenheit."

2.1. Glück des Glaubens

Und ihr sucht heute diesen Gott und sagt heute ja zu ihm. Ihr öffnet euer Herz und ladet ihn ein. Er soll euer Leben begleiten. Er soll euer guter Hirte und euer Helfer sein.
Und Jesus macht uns deutlich, wer Gott von Herzen sucht, der findet ein inneres Glück und dieses Glück ist höher anzusetzen als alles Glück, das euch sonst dieses Leben bietet. Ja, für Jesus ist dieses Glück, mit Gott zu leben, das eigentliche Glück des Lebens.
Warum hat dieses Glück des Glaubens einen so hohen Wert? Wenn ich glaube kann, erfahre ich eine innere Geborgenheit, die ich sonst nirgends in der Welt finde, eine Geborgenheit, die auch in den schlimmsten Krisen standhält.
Die Bischöfin Margot Käsmann hat es böse erwischt. Sie ist von der Polizei gestoppt worden. Ihr Alkoholspiegel war zu hoch. Und das als oberste Bischöfin der evang. Kirchen. Alle ihre Ämter musste sie notgedrungen niederlegen und persönlich hat sie schwer gelitten. Ja, sie hat sich geschämt und wäre am liebsten im Boden versunken. Doch sie spürte, "mein Glaube trägt mich, ich kann nie tiefer fallen kann als in die Hände Gottes." Sie vertraute darauf, dass sie Gott auch diese Schuld abgeben kann, dass er ihr vergibt und sie Kraft hat, auch mit diese bösen Sache und diesem Scham weiterzuleben.
Eine solche Geborgenheit schenkt uns unser Glaube. Egal, was mit mir geschieht, egal, wie mein Leben läuft, ich werde immer aufgefangen von den Händen Gottes. Diese Hände Gottes begleiten mich und schenken mir Geborgenheit.
Der Apostel Paulus führte ein äußerst spannendes, aber auch gefährliches Leben. Gleich mehrfach musste er dem Tod ins Auge schauen. Dreimal ging er mit einem Schiff unter, einmal trieb er eine ganze Nacht im offenen Meer, einmal wurde er gesteinigt, mehrfach wurde von Soldaten ausgepeitscht.
Und trotzdem kann er schreiben: Mir wurde das Glück meines Glaubens nie genommen. Ich fühle mich in Gott geborgen und mein Glaube an Jesus Christus schenkt mir die Gewissheit: dass mich nichts von der Liebe Gottes trennen kann, weder der Todangst noch Lebensglück, weder die Gegenwart noch die Zukunft, weder Schmerzen noch schöne Gefühle, es gibt nichts, was mich von dieser Liebe und Geborgenheit Gottes trennen kann.
Dieses innere Glück schenkt euch euer Glaube, zu dem ihr euch heute bekennt. Jesus nennt euch also glücklich, weil ihr diese innere Geborgenheit sucht und Ja zu Gott sagt.

2.2. Glück des jungen Lebens

Doch heute erlebt ihr auch ein äußeres Glück. Ihr steht heute im Mittelpunkt. Ihr seid heute sehr wichtig, sehr gefragt und ihr werdet mit Geschenken verwöhnt. Ja, ihr bekommt viel Geld, so viel Geld, wie ihr wohl zuvor nie besessen habt. Es ist für euch heute wirklich ein glücklicher Tag. Ein Tag der Erfüllung und des Reichtums.
Doch nicht nur ihr seid glücklich. Ich denke auch eure Verwandten, besonders euere Eltern freuen sich mit euch und sind glücklich darüber, dass es euch gibt.
Wie waren euere Mutter und euer Vater schon glücklich und dankbar als ihr vor 14 Jahre zur Welt gekommen seid. Wie waren sie froh, dass ihr gesund ward. Wie viele Stunden des Glücks haben sie mit euch erlebt. Wie oft haben sie geschmunzelt und gelacht und sich einfach an euch gefreut. Wie war es ihnen wichtig, euch Liebe und Geborgenheit zu schenken. Wie haben sie alles gegeben, damit es euch gut geht und ihr erfolgreich seid.
Diese Geborgenheit eueres Elternhauses hat auch euch glücklich gemacht. Vielleicht waren ja diese Jahre euerer Kindheit die glücklichsten Jahre eueres Lebens. Vielleicht nehmt ihr heute einmal euere Mama oder eueren Papa in die Arme und sagt, danke für alle Geborgenheit und alles Glück!

2.3. Glück der Zukunft

Heute werdet ihr viele, viele Glückwünsche erhalten. Wir wünschen Euch Erfolg in der Schule und einen guten Abschluss. Wir wünschen Euch, dass ihr einen Partner findet, der euch Geborgenheit und Glück schenkt und vielleicht auch Kinder, die euch glücklich machen. Wir wünschen euch, dass ihr einen Beruf findet, der euch Erfüllung gibt und ihr immer ein gutes Zuhause habt. Vor allem wünschen wir euch Ge-sundheit und Bewahrung vor Gefahren und Unfällen.
Natürlich werdet ihr selbst versuchen Euer Glück zu machen. Denn zu Euerem Glück könnt ihr selbst beitragen. Ein Sprichwort sagt das treffend: Das Glück ist mit dem Tüchtigen. Es wird Zeiten geben, da werdet ihr auf den Wogen des Glücks schwimmen.
Doch ihr werdet auch die Erfahrung machen, dass ihr euch auf das Glück nicht immer verlassen könnt. Es kommt und geht.
Es werden auch in eurem Leben Tage der Enttäuschung kommen, und auch unglückliche Stunden müsst ihr gewiss überstehen.
In solchen Zeiten werdet ihr spüren, wie euch das innere Glück des Glaubens trägt. In solchen Zeiten werdet ihr dankbar werden, dass Gott euch dieses tiefere Glück geöffnet hat. Dieses Glück, dass uns unabhängig macht vom äußeren Glück des Lebens. Dieses Glück, dass uns auch dann erfüllen kann, wenn eben alles ganz anders kommt.
Dieses innere Glück wird euch aber auch Kraft geben. Es wird euch in diesen schwierigen Zeiten stark machen. Es wird euch helfen, dass ihr nicht aufgebt. Es wird dazu animieren, dass ihr kämpfen könnt und euch nicht unterkriegen lasst.
Ja, euer Glaube wird euch Gelassenheit geben und auch die Gewissheit schenken, Gott wird meinen Weg führen und er wird mich an ein gutes Ziel bringen, auch wenn einmal ganz anders aussieht.
Zum Abschluss noch eine Mut-Mach-Geschichte von einem amerikanischen Soldaten. Bei ihm kam scheinbar alles ganz anders als er dachte. Das Glück das er anstrebte wurde nicht erfüllt. Trotzdem bekennt er: ich bin wohl der glücklichste von allen Menschen.
Er schreibt von seinem Leben: Ich bat Gott um Kraft und Stärke um erfolgreich zu sein, aber er führte mich in die Schwachheit, damit ich Bescheidenheit und Demut lernte.
Ich erbat seine Hilfe, um große Taten zu vollbringen. Doch er führte mich den Weg der Niedrigkeit, damit ich gute Taten vollbrächte.
Ich bat Gott um Reichtum, um glücklich zu werden. Er machte mich arm, damit ich weise würde.
Ich erhielt wenig, was ich erbat - aber alles, was gut für mich war. Ich bin unter allen Menschen ein gesegneter Mensch, ja, der glücklichste Mensch.

Glück ist also nicht großer Erfolg, Reichtum und die Erfüllung aller Wünsche. Glück ist vielmehr die Gewissheit ich bin geborgen. Der gute Hirte führt mein Leben und wird wunderbar für mich sorgen. Ich wünsche Euch ganz viel Glück, aber vor allem das tiefe Glück, den Glauben, ich bin ganz tief in Gott geborgen.

Amen.