Konfi-Abendmahl 20.05.2017

Konfirmation 2017: Ansprache zum Beicht- und Abendmahlsgottesdienst

Als Richard Wagner seine großen Werke schrieb, war seine Frau Cosima die erste Hörerin. Sie war begeistert von dieser himmlischen Musik, so wie viele andere auch. Bis heute pilgern Hörer aus aller Welt zum Festspielhügel, weil sie diese ergreifenden Aufführungen in eine andere Welt versetzen.

Doch für Cosima Wagner gab es noch etwas Höheres. Durch den damaligen Dekan Dr. Wilhelm Dittmar wurde ihr eine besondere Beziehung zum Abendmahl geschenkt. In einem Brief schrieb sie einmal. „Für mich ist das das Höchste, wenn ich in die Stadtkirche zum Abendmahl gehe und mir der Leib und das Blut Christi geschenkt werden. Hier kommt Gott leibhaftig in mein Leben.“ Cosima Wagner erlebte Musik der Sonderklasse. Doch es gab für Sie etwas, das sie viel tiefer ansprach. Das war das Abendmahl Jesu. Das war bei ihr nicht immer so. Erst in der zweiten Lebenshälfte fand sie einen Bezug dazu.

Liebe Konfirmanden, ich weiß nicht wie es euch heute geht, wenn ihr Brot und Wein zu euch nehmt. Könnt ihr wirklich glauben, dass Jesus Christus zu euch kommt und euch stärkt? Ja, euch Gewissheit gibt, dass alles Vergangene vergeben ist und ihr befreit in die Zukunft gehen könnt?

Auf der letzten Konfifreizeit in Weißenstadt haben wir ja intensiv das Abendmahl besprochen und zum ersten Mal gefeiert. Ihr habt gehört, dass es ein Geschenk des Gottessohnes ist und eine großartige Glaubenshilfe. Doch vielen geht es wie Cosima Wagner, dass sie zunächst wenig mit dem Abendmahl anfangen können und es ihnen erst im Laufe des Lebens wertvoll wird.

Ich möchte euch Mut machen, das Geschenk des Abendmahls für euch zu entdecken. Es macht unseren Glauben reich, das erfahre ich bei jedem Abendmahl.

Wichtig ist nur, dass ihr bewusst und aufrichtig zum Abendmahl kommt und Gott eine Chance gebt, euch zu begegnen. Gebt nicht auf, auch wenn ihr jetzt wenig von Gottes Nähe spürt. Sondern macht euch immer wieder neu auf den Weg, um Gott im Abendmahl zu suchen.

2. Geschichten zum Abendmahl

Ich möchte euch jetzt zwei Geschichten vom Abendmahl erzählen, die euch helfen sollen.

Ein behinderter Mann, blind und dazu noch taub, kam beim Abendmahl zum Altar. Zwei Freunde führten ihn. Da kniete er nun und bat um das Abendmahl. Der Pfarrer war verunsichert. Wie konnte dieser blinde und taube Mann glauben, wenn er kein Wort hörte? Wie konnte er das Geheimnis von Jesus Christus wahrnehmen? Denn er sah nicht einmal den Kelch und das Brot.

Er kann sich ja gar nicht vorbereiten. Nun kam ihm eine Idee. Er griff nach dem Kruzifix, das auf dem Altar stand. Er reichte es dem knienden Bruder. Nun hielt ihm der Taubblinde eine beeindruckende Predigt. Andächtig tasteten seine Finger behutsam den Leib des Gekreuzigten ab, vom dornengekrönten Haupt bis zu den durchbohrten Füssen. Alle wussten, was jetzt in ihm vorging: Dieser Jesus, der für mich gestorben und auferstanden ist – er kommt jetzt zu mir. Er macht mich rein und neu. Ich gehöre zu ihm.

Wichtiger als alle Worte des Pfarrers, wichtiger als Brot und Wein ist mein Glaube. Jesus kommt zu mir, wenn ich ihm mein Vertrauen schenke.

Ich habe das auch öfters erlebt bei älteren und kranken Menschen. Sie können kaum mehr hören und wenig sehen. Doch wenn sie die Hostie aufnehmen, dann erlebe ich mit ihnen das Wunder der Gegenwart Gottes. Mir ist es dann oft so, als ob durch dieses Glaubensbrot neues Leben und neue Kraft kommt und Menschen sichtbar gesegnet werden.

Ein letztes Beispiel, das ein Soldat im 2. Weltkrieg erzählt hat: „Es war mitten im 2. Weltkrieg. Ein Sonntag im Schnee. Wir hatten weder Wasser noch Brot. Zum Abendmahl nahmen wir den frischen Neuschnee, und für das Brot genügte Rinde von einem jungen Baum. Dann sprach einer: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben ist. Solches tut zu meinem Gedächtnis.“ Und er nahm den Schnee in die Hand und sprach: „Dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden; solches tut, sooft ihr’s trinket, zu meinem Gedächtnis.“ Nie habe ich Christus so nahe erlebt wie hier. Es gab keine Kirche und keinen Kelch und doch war Jesus Christus mitten unter uns im Wasser des Schnees und in der Rinde.“

Das Entscheidende ist der Glaube – alles andere, der Kelch und das Brot ist Nebensache. Wichtig aber ist die Gemeinschaft. Ich kann mir den Glauben nicht selbst zusprechen. Es hilft mir in meinen schwachen Stunden, wenn mir jemand den Glauben zuspricht und mein Vertrauen zu Gott stärkt.

In meinem Leben habe ich das Abendmahl besonders in den schwierigen Zeiten zu schätzen gelernt. Wenn ich mich besonders schwach oder auch schuldig gefühlt habe, dann wurde mir das Abendmahl zur Kraftquelle. Ich habe den Wein gekostet und die Hostie, und es war, als ob mir frische Kräfte zuwachsen und ich ganz neu ins Leben starten darf. Diese Erfahrungen wünsche ich euch und auch Ihnen von ganzem Herzen. Amen.